Wie schafft man es, Stärken und Kompetenzen von Menschen mit internationaler Familiengeschichte stärker in den Vordergrund zu rücken und mit Zuwanderung und Migration verbundene positive Potenziale aufzuzeigen? Woran liegt es, dass die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit internationaler Familiengeschichte teilweise immer noch von vermeintlichen Defiziten geprägt ist?
Diesen und anderen Fragen stellten sich jetzt die rund 80 Teilnehmenden bei einer spannenden Veranstaltung der Integrationsräte Eschweiler und Würselen im Talbahnhof. Hintergrund und Anlass war die vom Landesintegrationsrat NRW initiierte Kampagne „Mehr als Du siehst!“, der sich die beiden Integrationsräte gemeinschaftlich angeschlossen haben. Sie verfolgt das Ziel, die mitgebrachten Potenziale und vielfältigen Kompetenzen von Menschen mit internationaler Familiengeschichte in den Fokus zu stellen und damit einen Perspektivwechsel in der Wahrnehmung zu bewirken.
Die Erste Beigeordnete der Stadt Eschweiler, Dana Duikers, dankte allen Akteurinnen und Akteuren, die sich in der Region für ein gelingendes Zusammenleben engagieren und ihre Stärken in die Gesellschaft einbringen. Sie verwies dabei auch auf die lange Geschichte der Migration in Nordrhein-Westfalen.
Anschließend lud Menderes Özdal, Integrationsratsvorsitzender aus Eschweiler, zu einem Ausflug in die Geschichte der „Gastarbeiter“ der 1960er Jahre ein und erläuterte die damit verbundene staatlich regulierte Arbeitsmigration aus der Türkei nach Deutschland. In diesem Zusammenhang betonte er die Bedeutung des sogenannten Anwerbeabkommens für den heutigen Wirtschaftsstandort Deutschland.
Gewinn für eine vielfältige und offene Gesellschaft
Jürgen Hohlfeld unterstrich die Relevanz der Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder. Die bikulturelle Identität und die mitgebrachte Herkunftssprache stellten eine viel zu oft übersehene oder unterschätzte Ressource dar, erklärte der stellvertretende Vorsitzender des Integrationsrates Würselen. Tatsächlich seien sie ein Gewinn für eine vielfältige und offene Gesellschaft und müssten deshalb sichtbarer gemacht werden.
Özdal und Hohlfeld betonten, dass in den vergangenen Jahren dank der Förderung dieser Vielfältigkeit und der Ressourcen viele Kinder von ehemaligen Gastarbeiterfamilien zu Ärztinnen und Ärzten, Lehrerinnen und Lehrern oder auch zu anderen Akademikerinnen und Akademikern ausgebildet worden seien und in ihrer jeweiligen Arbeitsumgebung nun selber die Bildungsgerechtigkeit von Heranwachsenden fördern könnten.
Ein anschließender Kurzfilm, in dem Menschen mit internationaler Familiengeschichte über ihren Beitrag zur Vielfaltsgesellschaft berichteten, sowie ein Impulsvortrag von Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrats NRW, hoben die vielfach unbeachteten Stärken und Erfahrungswelten von zugewanderten Menschen ebenfalls hervor. Danach lud Kabarettist Fatih Cevikkollu zu einem humoristischen Ausflug in das Thema ein und sorgte für viele Lacher, aber auch einige nachdenkliche Momente.
Den Abschluss des Abends bildete eine Podiumsdiskussion, bei der aus verschiedenen Perspektiven über die Chancen und Potenziale von Menschen mit internationaler Familiengeschichte gesprochen wurde. Teilnehmende waren der Erste Beigeordnete der Stadt Würselen, René Strotkötter, Tayfun Keltek, Fatih Cevikkollu, die ehemalige Vorsitzende des Integrationsrates Eschweiler, Nora Hamidi, sowie der überregional bekannte Comedian Khalid Bounouar.