Stadt Eschweiler startet kommunale Wärmeplanung


Sicher, bezahlbar, klimaneutral - drei wesentliche Eigenschaften für die Wärmeversorgung der Zukunft. Doch wie kann eine solche Wärmeversorgung konkret in Eschweiler aussehen?

Um Fragen wie diese solide beantworten zu können, startet die Stadt Eschweiler als eine Vorreiterin in NRW mit der Kommunalen Wärmeplanung. Im ersten Schritt wird hierzu eine Kommunale Wärmeleitplanung (KWLP) erstellt. Dank einer Förderung über die Kommunalrichtlinie kann die Erstellung zu 100% über Fördermittel des Bundes finanziert werden.

Mit der Erarbeitung ist die EWV Energie- und Wasserversorgung GmbH im Wettbewerb mit anderen Anbietern beauftragt worden. Als lokaler Energieversorger kennt die EWV den Wärmesektor in der Region. Unterstützung kommt zudem aus Freiburg von der greenventory GmbH, die schon viel Erfahrung mit dem Thema Kommunale Wärmeplanung vorweisen kann.

Warum macht die Stadt Eschweiler eine Kommunale Wärmeplanung?

Heute wird unsere Wärme überwiegend durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Heizöl oder Erdgas bereitgestellt. Dabei macht der Wärmebereich über die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Eschweiler aus. Gleichzeitig führt diese Konstellation zu einer großen Abhängigkeit von Importen und von Turbulenzen auf den Weltmärkten. Die möglichen Konsequenzen in Form von unsicheren Versorgungsketten und stark schwankenden Preisen sind uns allen in den vergangenen Jahren vor Augen geführt worden. Hinzu kommt, dass fossile Energieträger endlich sind und der Abbau immer aufwendiger und damit zunehmend teurer wird. Nach Willen der Bundesregierung soll die Wärmeversorgung in 2045 klimaneutral sein.

Im Bereich der Wärmeversorgung liegt ein großes Potenzial für Verbesserungen. Eine andere Gestaltung der Wärmebereitstellung kann beispielsweise die Wirtschaftlichkeit und die lokale Wertschöpfung stärken, unsere Gesundheit schützen und einen großen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Außerdem möchte die Stadt allen in Eschweiler so früh wie möglich mehr Planungssicherheit geben bei der Frage, wie geheizt werden kann, sodass es für alle sicher, bezahlbar und zukunftsfest ist.

Die städtische Wärmeversorgung ist ein umfangreiches Thema, bei dem die gesamte Stadt berücksichtigt werden muss und das eine gute Planung erfordert. Die Kommunale Wärmeplanung mit ihrer ganzheitlichen Betrachtungsweise und ihrem Weitblick erfüllt genau diese Anforderungen. Aus diesen Gründen ist der Start in die Kommunale Wärmeplanung für die ganze Stadtgesellschaft wichtig. Diese Wichtigkeit wird dadurch unterstrichen, dass das Wärmeplanungsgesetz für alle Kommunen eine Wärmeplanung vorschreibt. Eschweiler wird diese Pflicht weit vor der gesetzlichen Frist (30.06.2028) erfüllen.

Was ist eine Kommunale Wärmeleitplanung?

Die Kommunale Wärmeleitplanung ist ein Teil der Kommunalen Wärmeplanung. Bei der Kommunalen Wärmeleitplanung handelt es sich um ein strategisches Planungsinstrument, bei dem die gesamte Stadtfläche auf Basis von energietechnischen Fakten betrachtet wird. Der Detailgrad ist aufgrund dieser stadtweiten Betrachtung aber geringer als zum Beispiel bei einem Bebauungsplan oder Quartierskonzept. Das heißt, dass beispielsweise Aussagen zu einzelnen Gebäuden nicht möglich sind.

Die Kommunale Wärmeleitplanung besteht aus insgesamt vier Phasen:

1. Bestandsanalyse: Die aktuelle Situation der Wärmeversorgung in Eschweiler wird analysiert. Dazu zählen beispielsweise der Wärmebedarf, womit geheizt wird oder die Gebäudestruktur. Hierzu werden vor allem bereits vorhandene Daten genutzt. Akteure, die zum Beispiel einen besonders großen Wärmebedarf haben, wie etwa einzelne Unternehmen, werden zu ihrer Wärmeversorgung befragt.

2. Potenzialanalyse: Es wird untersucht, welche Potenziale es in Eschweiler zur Erzeugung von erneuerbarer Wärme gibt. Hierzu zählen unter anderem Geothermie, unvermeidbare Abwärme aus Industrie und Gewerbe oder Solarthermie.

3. Entwicklung von Zielszenarien: Die Erkenntnisse aus den beiden vorherigen Phasen werden genutzt, um mehrere Szenarien für eine klimaneutrale Wärmeversorgung in Eschweiler für die Zukunft zu erstellen. Hierbei wird auch abgeschätzt, wie sich der Wärmebedarf zukünftig wahrscheinlich entwickeln wird. Aus diesen Szenarien wird das insgesamt beste Szenario als Zielszenario ausgewählt. Ein Ergebnis dieser Phase ist ein Vorschlag für die Einteilung der Stadtfläche in Wärmeversorgungsgebiete, die z.B. überwiegend mit Fernwärme versorgt werden oder in denen die Wärmepumpe zukünftig Öl- und Gasheizungen ersetzen könnte.

4. Erstellung eines Maßnahmenkatalogs: Es werden Vorschläge für Maßnahmen entwickelt, um das zuvor ausgewählte Zielszenario umsetzen zu können.

Der Datenschutz wird während der gesamten Bearbeitung durch entsprechende Maßnahmen gewährleistet, wie etwa der Anonymisierung der Daten. Am Ende des Projekts steht der Beschluss der Wärmeleitplanung durch den Stadtrat. Darüber hinaus muss die Wärmeleitplanung alle fünf Jahre fortgeschrieben werden.

Was bedeutet das für die Menschen in Eschweiler?

Wichtig zu beachten ist, dass die Kommunale Wärmeleitplanung keine rechtliche Verbindlichkeit besitzt. Der Beschluss der Wärmeleitplanung durch den Stadtrat bedeutet also nicht, dass die genannten Vorschläge oder auch die Einteilung der Wärmeversorgungsgebiete auch so umgesetzt werden müssen.

Weder die Erstellung, noch der Beschluss der Wärmeleitplanung durch den Stadtrat löst Fristen des Gebäudeenergiegesetzes („Heizungsgesetz“) aus.

Die Kommunale Wärmeleitplanung trifft keine Entscheidungen, sondern liefert die Rahmenbedingungen, die notwendig sind, damit von politischer Seite aus wohlüberlegte Entscheidungen im weiteren Prozess der Wärmeplanung getrof-fen werden können. Auf Basis der Kommunalen Wärmeleitplanung werden dann anschließend Quartierskonzepte für die Wärmeversorgung erarbeitet werden müssen, die die notwendige Detailtiefe sowie wirtschaftliche und technische Lösungen bieten.

Die Stadt Eschweiler wird die Öffentlichkeit über den weiteren Verlauf der Wärmeleitplanung informieren. Unter anderem wird in Kürze eine städtische Internetseite weitere Informationen bereitstellen. Außerdem ist im Verlauf des Projekts eine Informationsveranstaltung für alle Bürgerinnen und Bürger geplant, über die rechtzeitig informiert wird.

Nationale Klimaschutzinitiative

Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert die Bundesregierung seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.

BMWK_NKI_Gefoerdert_RGB_DE_2022_quer