Eschweiler ist ein Ort mit lange zurück reichender Geschichte. Besiedelt ist der Raum Eschweiler schon seit der Jungsteinzeit. Erstmals erwähnt wird er 828 als karolingisches Königsgut „Ascvilare“. Im Mittelalter gehört Eschweiler zunächst zur Kölner Dompropstei, dann zum Herzogtum Jülich. In der frühen Neuzeit muss die Eschweiler Bevölkerung viel Not und Elend erleiden. Nach der „Franzosenzeit“ wird bis dahin ländlich geprägte Eschweiler Teil Preußens und erhält 1858 die Stadtrechte. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert wächst die Bevölkerung Eschweilers beträchtlich, vor allem aufgrund des Bergbaus und der Eisen verarbeitenden Industrie. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges wandelt sich Eschweiler immer mehr zu einer attraktiven Einkaufs-, Dienstleistungs- und Wohnstadt. 1972 werden im Zuge der kommunalen Neugliederung mehrere Orte nach Eschweiler eingemeindet.
Früh- und Römerzeit
Der Eschweiler Raum ist nachweislich schon in der Steinzeit besiedelt. In der Jungsteinzeit (ab 4.500 v. Chr.) leben hier die so genannten Bandkeramiker. Ab dem 2. Jahrtausend v. Chr. siedeln Kelten im Eschweiler Raum.
Im Jahr 54 vernichten römische Truppen unter Julius Cäsar den zwischen Rhein und Maas beheimateten keltischen Stamm der Eburonen. Die von Cäsar in seinem Buch über den „Gallischen Krieg“ erwähnte Eburonen-Festung Atuatuca könnte auf dem Hohenstein in Eschweiler gelegen haben. Römische Siedlungen und Gehöfte existieren in der Gegend um Eschweiler bis in die Spätantike (5. Jahrhundert n. Chr.) hinein, wie zahlreiche Ausgrabungsfunde belegen.
Mittelalter
Der fränkische Geschichtsschreiber Einhard (um 770-840) erwähnt 828 Eschweiler als karolingisches Königsgut „Ascvilare“. 851 schenkt Kaiser Lothar I. eine „nona“ (den neunten Anteil) von der „Villa Aschwilre“ (Eschweiler) dem Münsterstift zu Aachen. Im 11. Jahrhundert geht Eschweiler in den Besitz der Kölner Domkirche über.
Im Hochmittelalter (12.-14. Jahrhundert) werden u. a. die heute nicht mehr vorhandene Stadtmauer, die Hauptpfarrkirche St. Peter und Paul, die Eschweiler Burg, die Röthgener Burg, die Nothberger Burg, die Weisweiler Burg, die Kinzweiler Motten, das Zisterzienserinnenkloster St. Jöris, das Haus Palant (Weisweiler) und der Drimbornshof (Dürwiß) gebaut. Aus dem Spätmittelalter (15. Jahrhundert) stammen u. a. die Kinzweiler Burg, das Haus Kambach (Kinzweiler) und der Broicher Hof (Dürwiß).
Herzog Wilhelm VII. von Jülich weist 1389 in der ältesten erhaltenen Urkunde über den Bergbau in Eschweiler seiner Mutter Maria von Jülich-Geldern als Witwenrente „den Kylberg zu Eschwylre mit allem nutz darauf kommende“ zu.
Im Jahr 1420 verkauft Johann von Kempenich die Eschweiler Vogtei mit ihrem Besitz an Herzog Reinald von Jülich. Eschweiler gehört zum Herzogtum Jülich.
Frühe Neuzeit
16. Jahrhundert wütet in der Eschweiler Gegend mehrmals die Pest: 1520, 1567 sowie 1576-1579.
Im Jahr 1543 wird Eschweiler durch Truppen Kaiser Karls V. geplündert.
1570 werden in Eschweiler erstmals Protestanten erwähnt.
Um 1600 wird das Pumpwerk „Herrenkunst“ zur Entwässerung des Kohlbergs (heute: Stadtwald), in dem Steinkohle gefördert wird, in Betrieb genommen.
In der Endphase des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wird Eschweiler 1642 durch hessisch-weimarisch-französische Truppen eingenommen und geplündert.
1678 brandschatzen Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. Eschweiler. Die Pfarrkirche St. Peter und Paul wird weitgehend zerstört, die dort aufbewahrte wertvolle Leder-Pieta aus dem 14. Jahrhundert wird jedoch gerettet. Fast alle Wohnhäuser im Stadtkern werden beim Brand vernichtet.
Franzosenzeit
1792 besetzen französische Revolutionstruppen Eschweiler, 1793 und 1794 finden die Schlachten bei Aldenhoven statt. Anschließend besetzen die Franzosen 1794 das linksrheinische Gebiet und errichten eine Munizipalverwaltung zwischen Rhein und Maas.
Während der Franzosenzeit wird der Flecken Eschweiler 1800 „Mairie“ und Kantonstadt des Roerdepartements im Arrondissement Aachen. Der Kanton Eschweiler zählt 18.904 Einwohner. Der Bergbau-Unternehmer Carl Englerth wird bis zu seinem Tod 1814 erster Maire (Bürgermeister) von Eschweiler.
1801 wird das Roerdepartement und mit ihm Eschweiler dem französischen Kaiserreich einverleibt.
Gemeinde Eschweiler 1815 – 1857
Nach dem Wiener Kongress kommt Eschweiler als Teil der Rheinprovinz an das Königreich Preußen. Aufgrund des industriellen Aufschwungs (Bergbau, Eisen verarbeitende Industrie) wächst die Bevölkerungszahl Eschweilers rasant. Als ersten größeren Eschweiler Industriebetrieb gründen Englerth, Reuleaux und Dobbs 1818 eine Maschinenfabrik und Eisengießerei. 1822 wird die Drahtfabrik gegründet, 1853 die „Concordiahütte“. Mit dem Tod von Christine Englerth geht deren Besitz 1838 in die erste deutsche Bergbau-Aktiengesellschaft „Eschweiler Bergwerks-Verein“ (EBV) über.
Das Rathaus an der Dürener Straße wird 1824 gebaut. 1827 wird Eschweiler mit 14 Pfarreien Dekanat im Erzbistum Köln. Das Postamt wird 1837 eröffnet. Die Rheinische Eisenbahn nimmt 1841 auf der Stecke Köln-Eschweiler-Aachen den Betrieb auf.
1845 lässt Friedrich Englerth auf den Fundamenten der alten Eschweiler Burg eine neue Burg „(Kaffemöll“) aufbauen. 1848 erscheinen die ersten Ausgaben der Tageszeitungen „Bote an der Inde“ und „Eschweiler Anzeiger“. Der erste nachweisbare Rosenmontagszug in Eschweiler findet 1851 statt. Ab 1856 entsteht südlich der Inde die Eschweiler Neustadt.
Stadt Eschweiler 1858 – 1914
1858 bekommt Eschweiler die Stadtrechte verliehen, seit 1880 führt Eschweiler ein eigenes Wappen. 1858 wird in der Eschweiler Burg das St. Antonius Hospital untergebracht. 1866 gibt es in Eschweiler eine Cholera-Epidemie (274 Tote), 1872 eine Pocken-Epidemie (126 Tote).
Die Eschweiler Industrie und Wirtschaft boomt: Firma W. Dohmen (1861), Eröffnung der „Bergisch-Märkischen Bahnlinie“ (1873), F. A. Neuman (1887), Städtischer Schlachthof (1896), elektrische Kleinbahn (1897). Es gibt ein blühendes Vereins- und Kulturleben: Musikalische Gesellschaft Eschweiler (1862), Eschweiler Turnverein (1867), Eschweiler Scharwache (1882), Bade- und Waschanstalt (1899), Eschweiler Verschönerungsverein (1903), Eifelverein Eschweiler (1903), Abitur am Städtischen Gymnasium (1905), Kino (seit 1906), Stadtbücherei (1909).
1900 hat Eschweiler 21.668 Einwohner. 1910 beginnt der industrielle Braunkohletagebau in Eschweiler.
Erster Weltkrieg 1914-1918
1914 wird Eschweiler Garnisonsstadt. 1916/17, im „Steckrübenwinter“ hungert die Eschweiler Bevölkerung und leidet Not. Zeitweise wird von der Stadt eigenes Notgeld eingeführt. 1917 sterben in Eschweiler 126 Menschen an den Folgen einer Grippe-Epidemie. In der Kaserne wird am 9. November 1918 ein „Arbeiter- und Soldatenrat“ gebildet, der am 4. Dezember 1918 wieder aufgelöst wird.
Besatzungszeit und Weimarer Republik 1918 – 1933
Von Dezember 1918 bis Dezember 1929 steht Eschweiler unter belgischer bzw. französischer Besatzung. Aufgrund des Anstiegs der Inflation gibt die Stadt Eschweiler 1923 eigenes Notgeld heraus.
1925 findet in Eschweiler die zentrale Großveranstaltung des Landkreises Aachen zur „Jahrtausendfeier des Rheinlands“ statt.
Bei einer Schlagwetterexplosion auf der Grube Reserve in Nothberg finden 32 Bergleute 1931 den Tod. 1932 werden die Orte Nothberg, Bohl, Volkenrath, Hastenrath und Scherpenseel aus dem Kreis Düren nach Eschweiler eingemeindet.
„Drittes Reich“ und Zweiter Weltkrieg 1933 – 1945
Die Stadtteile Donnerberg, Birkengang, Steinfurt und Steinbachshochwald werden 1935 von Eschweiler nach Stolberg ausgemeindet. 1936 beginnt der Bau der Autobahn auf Eschweiler Stadtgebiet.
In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wird die Synagoge an der Moltkestraße abgebrannt. „Jüdische“ Geschäfte werden geplündert, jüdische Mitbürger werden misshandelt und beraubt. Die Synagoge in Weisweiler wird verwüstet.
Ab September 1944 wird die Eschweiler Bevölkerung zwangsevakuiert. Während der Kämpfe um Eschweiler wird die Stadt stark zerstört. Der Steinkohlebergbau endet nach der Bombardierung der Grube Reserve. Am 22. November 1944 wird Eschweiler von US-amerikanischen Truppen besetzt.
Von der Nachkriegszeit bis zur kommunalen Neugliederung 1945 – 1971
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) und der Rückkehr der Bevölkerung nach Eschweiler beginnt der Wiederaufbau der Stadt. Eschweiler gehört zum 1946 in der britischen Besatzungszone neu gebildeten Bundesland Nordrhein-Westfalen.
In den 1950er und 1960er Jahren erlebt Eschweiler strukturelle Veränderungen, neue Wohngebiete werden erschlossen. 1964 nimmt der Bushof seinen Betrieb auf. 1966 beginnen der Ausbau der Indestraße und die Regulierung der Inde. 1969 stellt die Kleinbahn („Tramm“) ihren Betrieb in Eschweiler ein.
Eschweiler seit der kommunalen Neugliederung 1972
Im Zuge der kommunalen Neugliederung werden 1972 aus dem aufgelösten Kreis Jülich das Amt Dürwiß mit den Orten Dürwiß, Fronhoven, Lohn, Neu-Lohn, Pützlohn, Langendorf Erberich und Gut Hausen, aus dem Kreis Aachen die Gemeinde Kinzweiler mit den Orten Kinzweiler, Hehlrath und St. Jöris sowie aus dem Kreis Düren die Gemeinde Weisweiler mit Hücheln nach Eschweiler eingemeindet. Die Stadt hat jetzt 55.497 Einwohner.
Seit den 1980er Jahren erlebt Eschweiler einen einschneidenden Strukturwandel: von der Bergbau- und Industriestadt hin zur Wohn-, Einkaufs- und Handelsstadt mit vielen Dienstleistungsunternehmen, zahlreichen kleinen Firmen und attraktiven Freizeit-, Sport- und Kulturangeboten. Neue Gewerbegebiete werden erschlossen.
Eschweiler geht Städtepartnerschaften mit dem französischen Wattrelos (1975) und dem englischen Reigate & Banstead (1985) ein. 1987 endet die Braunkohlförderung auf Eschweiler Gebiet. 1994 wird das Kulturzentrum Talbahnhof eröffnet.
Eschweiler im 21. Jahrhundert
Im Jahr 2000 wird das Freizeitzentrum Blausteinsee im Norden Eschweilers offiziell eröffnet. 2004 nimmt die Euregiobahn zwischen Stolberg-Eschweiler und Weisweiler den Betrieb auf. 2006 wird die Fußgängerzone neu gestaltet. 2009 wird die Stadt Eschweiler Teil der StädteRegion Aachen. 2018 wird das City-Center abgerissen.